Resonanzgewebe – ein zentraler aspekt der feelings practitioner arbeit
- Feelings Practitioner
- 2. Juni
- 12 Min. Lesezeit
Die Unterscheidung von Resonanzgewebe ist zentral für die Arbeit eines Gefühlstherapeuten. In diesem Artikel lernen Sie diesen Begriff kennen und erfahren, dass Emotionen, die frei und angemessen in ihrem Resonanzgewebe fließen, Gesundheit und Heilung fördern.
Knochen, die nicht heilen wollen?

Ganz lebendig ist die Erinnerung an ein Possibility Laboratorium im Frühjahr 2012, das für die Entwicklung der späteren Feelings Practitioner Arbeit wegweisend werden sollte. Possibility Labs sind Trainings für Fortgeschrittene im Kontext von Possibility Management.
Wie in einem Labor wird dort das Menschsein unter die Lupe genommen. Dabei kommen Übungen und Prozesse zum Einsatz, die unmittelbar zu mehr Authentizität, Integrität, Präsenz und Tiefe führen. Das wirkt auf persönlicher Ebene und bringt gleichzeitig und unmittelbar Transformation hinein in die Gemeinschaft.
Kennzeichnend für diesen Kontext ist unter anderem ein sehr zugewandter verantwortlicher Umgang mit Gefühlen und Emotionen.
In diesem Training bat eine Teilnehmerin namens Ulrike* um Unterstützung. Sie saß auf einer beträchtlichen emotionalen Ladung, nicht zuletzt, weil sie mit einem physischen Problem konfrontiert war.
Seit Monaten schlug sie sich bereits mit einem Bruch im Mittelfuß herum, der einfach nicht heilen wollte. Sie war operiert worden und die Ärzte hatten alles in ihrer Macht und ihrem Einfallsreichtum Stehende unternommen. Dennoch wollten die Knochen nicht zusammenwachsen. Längst hätte sie – so die Aussage der Fachleute – in der Lage sein sollen zu laufen. Davon konnte allerdings nicht die Rede sein: Sie benötigte Krücken, hüpfte weiterhin auf ihrem gesunden Bein herum und war angehalten worden, den verletzten Fuß nur ja nicht zu belasten. Verständlicherweise war sie ratlos, ängstlich und auch wütend über die Situation.
Die Trainer hielten für Ulrike Raum und ermöglichten ihr, in einem Einzel-Prozess emotionale Ladungen auszudrücken. Alle anderen Teilnehmenden unterstützten sie dabei. Recht bald ging es gar nicht mehr um den Fuß, sondern um eine Schlüssel-Situation in ihrer Kindheit. Sie hatte damals ihre Wut unterdrücken müssen, um in der Dynamik der Familie bestehen zu können und zurechtzukommen. Jetzt endlich durfte sie diese emotionale Wut im geschützten Raum zeigen und ausdrücken. Sie war willkommen damit in der Gemeinschaft, genauso wie mit ihrer Angst und ihrer Traurigkeit.
Schritt für Schritt mobilisierte Ulrike eine beträchtliche Menge an Wut-Energie und verlieh ihr verantwortlich und laut Ausdruck. Sie holte dabei eine alte Entscheidung ans Licht ihres Bewusstseins, die seit Kindertagen einen wesentlichen Teil ihrer selbst blockiert hatte. Es war an der Zeit, eine neue kraftvollere Entscheidung zu treffen, die es ihr ab sofort erlauben würde, ganz zu sich zu stehen.
Während einer Integrationsphase im Laufe dieses Prozesses flüsterte Samoto mir zu: „Ich kann sehen, wie ihre Knochen zusammenwachsen. Es sieht so aus, als hätten ihre Knochen genau auf das gewartet - auf den freien Fluss der Wut-Energie in ihrem System.“
Ich nahm die Aussage interessiert zur Kenntnis. Vorerst gab es darüber kein weiterführendes Gespräch.
Vier Wochen später allerdings sollte die Beobachtung schlagartig an Gehalt und Gewicht gewinnen. Wir waren auf einem anderen Training am selben Ort. In einer der Pausen trafen wir Ulrike zufällig auf dem Gelände. Sie saß, ins Gespräch mit einer anderen Frau vertieft, in der Sonne. Als wir des Wegs kamen, sprang sie spontan begeistert auf, deutete auf ihren Fuß und strahlte: „Schaut mal! Keine Krücken mehr! Ich kann laufen und voll belasten. Die Ärzte können sich nicht erklären, wie das nun so plötzlich möglich war!“
In diesem Moment fiel die Entscheidung: Es galt die Entdeckung ernst zu nehmen und dem Phänomen auf den Grund gehen.
In den folgenden Wochen und Monaten forschten wir, an uns selbst und mit möglichst vielen Klientinnen und Klienten. Wir stellten Fragen, trugen Erfahrungen zusammen, erkannten Bezüge und beobachteten fasziniert, wie sich bestimmte Eindrücke wiederholten.
In den Erkenntnissen über die Wirkung der Wut-Energie im physischen Körper war so viel Schlüssiges! Bald gab es auch erste Ergebnisse zur Traurigkeit und zur Angst – nicht weniger einleuchtend. Und wie sich bald herausstellen sollte, war das nur der Anfang eines Abenteuers.
Wenn Gefühl und Körper miteinander schwingen
Wären die Knochen nach dem Unfall im „normalen“ zeitlichen Rahmen und gemäß der „normalen“ medizinisch bekannten Sachverhalte verheilt, wäre Ulrike eine Gelegenheit entgangen. Die vordergründig missliche Lage lieferte ihr die Chance, eine für ihr Wohlbefinden und ihren Selbstausdruck als erwachsene Frau hinderliche Kindheitsemotion endlich zu vollenden.
Wir unterstellten dem Verbund von Ulrikes verschiedenen Körpern – dem physischen, emotionalen, mentalen und energetischen - eine natürliche Intelligenz. Wir interpretierten, dass die unterdrückte Wut die Vitalität der Knochen negativ beeinflusst hatte, und dass der neue Fluss der Wut sich auf die Regeneration der Knochen positiv auswirkte.
Kühn formuliert, hatte Ulrike sich so gesehen einen Heilungs-Unfall kreiert: Ihr physischer Körper stellte sich großzügig zur Verfügung, um ein Thema im emotionalen Körper abzuholen, das sonst weiterhin im Verborgenen geblieben wäre.
War es ein Zufall, dass der Fluss der Wut für die Knochen förderlich war?
In Resonanz mit der Wut
Vergegenwärtigen wir uns Qualitäten, die erwachsenen Menschen aus der bewussten verantwortlichen Wut, der Energie des Kriegers, zur Verfügung stehen: Klarheit, Zentrierung, Integrität, Grenzen, Standhaftigkeit, Raumhalten, Kraft.
Knochen bilden im physischen Körper das feste und doch in gewisser Weise elastische innere Gerüst. Sie verleihen ihm Stabilität und Form. In gewissem Rahmen halten sie Druck und Zug stand. Sie werden dafür gebraucht, dass wir aufrecht stehen und gehen können.
Knochen haben eine definierte Gestalt und klare Grenzen. An den Gelenken treten sie miteinander in eine klare Beziehung und schaffen die Basis für Beweglichkeit. Es gibt dort kein Sowohl-als-auch. Der Oberschenkelknochen ist der Oberschenkelknochen. Er ist nicht das Becken und er ist auch nicht Schien- oder Wadenbein. Daher kann er in klare Beziehungen treten und mit den anderen Knochen das Hüftgelenk bzw. Kniegelenk bilden. Knochen erschaffen Räume, etwa in Brustkorb oder Schädel, wo lebenswichtige und damit schützenswerte Organe liegen. Die Substanz von Zähnen, Finger- und Fußnägeln hat Verwandtschaft mit der von Knochen. Auch sie bringen Festigkeit mit. Mit den Zähnen können wir zupacken, zubeißen und mit gesunder Aggression Nahrung zerkleinern.
Im Fall von Ulrike schien die Wut die Osteoplasten an den Grenzflächen der gebrochenen Knochen anzuregen, sich neu auszurichten, wodurch die Wiederaufnahme von Kontakt und Beziehung möglich wurde und Heilung eintreten konnte.
Die Energie der Wut und die Qualität von Knochen passte zusammen. Beide schienen miteinander in förderlicher gesunder Schwingung, in Resonanz zu sein.
Wir verfolgten diese Spur weiter, indem wir im Team mit uns selbst und anderen experimentierten und weiterforschten. Die Wut-Energie erschien immer und immer wieder förderlich bei der Neuausrichtung und Heilung von Knochen, der Befreiung von Gelenken, der Übertragung von Gewicht und Unterstützung im Schwerkraftfeld.
Die Knochen, Zähne und Nägel stellen, so die empirische Erkenntnis, das Resonanzgewebe für die Wut dar. Wenn die Wut in diesen Körpergeweben fließt, fördert sie die deren Eigenschaften. Im Falle von Verletzung und Beschädigung der Gewebe hilft der bewusste Einsatz von Wut-Energie der Regeneration und beschleunigt diese.
Außerdem wirkt die Wut-Energie in diesen Strukturen auch prophylaktisch.
Bei der Befragung von Klientinnen, mit welchen Körpergeweben sie Traurigkeit und Angst in Beziehung bringen würden, ähnelten sich die Antworten so sehr, dass es kein Zufall sein konnte.
In Resonanz mit der Traurigkeit
Bei erwachsenen Menschen stiftet bewusste verantwortliche Traurigkeit unter anderem folgende Qualitäten: Verbundenheit, Beziehung, Intimität, Liebe, Fluss, Loslassen, Hingabe und Integration.
Als Resonanzgewebe der Traurigkeit stellen sich alle weichen und fließenden Strukturen vor. Dazu gehören die Muskeln, Bänder, Sehnen, Bindegewebe, Faszien und Membranen, die Gefäße und Flüssigkeiten, die inneren Organe, Drüsen, Haut und Schleimhäute.
Auf den ersten Blick erscheint die Fülle dieser Strukturen fast unübersichtlich groß und uneinheitlich. Nähere Betrachtung offenbart die Resonanz: Hier geht es um Verbindung und Beziehung, Fluss und Integration. Muskeln, Bänder und Sehnen verbinden Knochen über Gelenke hinweg, Organe werden durch weiche Bindegewebe – so sagt es ja schon der Name – miteinander verbunden.
Verschiedene Gewebe leisten den Stoffwechsel, der mit der Beziehung zur Welt steht und fällt. Aus der Umwelt werden Stoffe – Nahrung und Luft – aufgenommen, weitergeleitet und verteilt. Teile davon werden integriert, in körpereigene Stoffe umgewandelt, andere werden ausgeschieden. All das geschieht in beständigem Fluss. Ist der Fluss gestört, kann die Traurigkeit helfen, ihn wieder herzustellen. In Form von Tränen macht sie die Flüssigkeiten sichtbar und erinnert daran, dass wir diesen Fluss brauchen. Traurigkeit hilft uns loszulassen.
Dies gilt auch für Symptome, für Ungleichgewicht, übermäßige Spannung und andere Elemente dessen, was wir als Krankheit bezeichnen. Mithilfe der Traurigkeit findet umfassende Heilung statt und Hingabe an den weiterführenden Fluss des Lebens.
In Resonanz mit der Angst
Auch die bewusste verantwortliche Angst stellt erwachsenen Menschen wichtige Qualitäten zur Verfügung: Wachheit, Reaktivität, Fokus, Offenheit für Neues und Unbekanntes, Kreativität.
Das Resonanzgewebe der Angst im physischen Körper ist das Nervensystem mit Gehirn, Rückenmark, Nerven und Sinneszellen. Es ist erregbar, wach und reaktiv.
Über das Nervensystem empfangen wir in jedem Moment unseres Lebens eine unermessliche Fülle von Informationen über unsere Sinnesorgane. Diese werden in rasanter Geschwindigkeit durch das System zu zentralen Strukturen transportiert, die diese verarbeiten, unterscheiden, kombinieren und darauf reagieren oder nicht.
Befehle werden wiederum sehr schnell an ausführende Orte und Strukturen geleitet. Angst ist das Tonikum der Lebendigkeit, der Wachheit und Reaktivität. Die permanente Aufnahme von Informationen – ein Bruchteil davon bewusst, der größte Teil davon unbewusst – dient unserem Überleben.
Wenn es keine vorhandene passende Lösung oder Verknüpfung gibt, wird eine solche erschaffen. Es ist ein vergeblicher Versuch, keine Angst zu haben oder Angst zu vermeiden, denn ein Basislevel an Angst ist natürlicherweise immer da. Ist die Angst im Fluss, schwingt das Nervensystem damit auf stimmige Weise. Erhöht sich die Angst aufgrund eines aktuellen Auslösers, gerät das System in erhöhte Wachheit und Bereitschaft zu reagieren. Versuchen wir, diese Angst nicht zu haben, nehmen wir dem System einen Teil seiner Lebendigkeit.
Nicht die Angst blockiert, sondern ihre Vermeidung. Und das System erhöht dann den Level an Angst, der Lebendigkeit willen. So verursacht die Vermeidung eine Verstärkung, während umgekehrt Zustimmung zum Fluss der Angst Belebung und Agilität ins System bringt.
In Resonanz mit der Freude
Was ist das Resonanzgewebe für die Freude? Sind nicht die wichtigsten Körperstrukturen bereits von den anderen drei Gefühlen abgedeckt? Was bleibt denn da noch übrig? Die Antwort ist: nichts.
Denn die Freude ist in Resonanz mit allen Körpergeweben, mit allen Zellen.
Die Qualitäten, die sie mitbringt, sind: Fülle, Großzügigkeit, Miteinander, Gemeinschaft und ein in sich ruhendes Dasein.
Wenn Wut, Traurigkeit und Angst mit den Körpergeweben frei schwingen, dann stellt sich Freude auf physischer Ebene ein. Sie bringt – einzigartig und doch ganz und gar in Resonanz mit den anderen Gefühlskräften – durch Vibration, Strahlen, Erweiterung, Entspannung inmitten von pulsierender Aktivität alles miteinander in Zusammenhang.
Mit der Entdeckung der Resonanzgewebe öffnete sich ein völlig neues Feld mit Möglichkeiten, Gesundheit und Heilung zu fördern.
Darüber hinaus liefern die Resonanzbeziehungen seitdem jenen, die mit ihren Gefühlskräften bewusst forschen und experimentieren, einen neuen Zugang zu ihrem physischen Körper. Denn die Gefühlskräfte und ihre Qualitäten können wirklich verkörpert werden – und brauchen dies.
Wenn der physische Körper durch die Resonanz mit den Gefühlskräften belebt und entspannt wird, dann schafft das beste Voraussetzungen dafür, dass der energetische Körper sich mit dem physischen Körper verbindet. Der Fluss im emotionalen Körper ist damit die Brücke zwischen dem Energetischen und dem Physischen.
Dissonanz – verschobene Emotionen und ihre Folgen
Da Resonanz existiert, kann es auch Dissonanz geben. Spannenderweise entsteht Dissonanz in Bezug auf die Resonanzgewebe, wenn Menschen wegen ihrer Gefühle in den Überlebensmodus geraten.
Im Zusammenhang mit Überlebensimpulsen, gerade in Bezug auf Gefühle und Emotionen, haben Menschen ebenso individuelle Gewohnheiten, wie es gängige Strategien gibt.
Eine höchst wirksame besteht darin, Emotionen in Gewebe zu verschieben, die nicht mit der jeweiligen Gefühlsenergie in Resonanz sind. Denn solange Resonanz da ist, ist der Weg zum Bewusstsein offen. Sobald die Resonanz verschwindet, taucht die Emotion unter die Wahrnehmungsschwelle. Verschiebung von Emotionen in Nicht-Resonanzgewebe fördert also die Taubheit. Dies trifft in besonderer Weise auf gemischte Emotionen zu. Vermischung führt zu emotionalem Schleim oder emotionaler Verklumpung, die auch im physischen Körper den freien Fluss behindern.
Es kann sein, dass eine emotionale Kraft zwar in ihrem Resonanzgewebe ist, aber nicht pur, sondern vermischt mit einer anderen emotionalen Energie. Oder aber, die verschobene Emotion verdrängt das Resonanzgefühl aus seinem physischen Zuhause, womit dieses in ein anderes Gewebe Einzug halten muss, zum Schaden aller beteiligten Gewebearten.
Wir Feelings Practitioner behaupten nicht, dass die verschobenen bzw. vermischten und verschobenen Emotionen die alleinige Ursache der physischen Symptome sind. Sicher ist jedoch, dass sie den Boden oder das Milieu für solche Symptome bereiten.
Emotionen auf Irrwegen
Einige Beispiele sollen illustrieren, wie sich das ausdrücken kann:
Wut wird in weiche Gewebe verschoben, statt in den Knochen zu schwingen und dort für Stabilität und klare Ausrichtung zu sorgen.
Wird Wut dauerhaft im Magen versteckt, übersäuert dieser, und im schlechtesten Fall bildet sich ein Geschwür. Gut möglich, dass die Wut im Magen mit der Traurigkeit, die dort ihr Zuhause hat, vermischt ist. Mit anderen Worten, in dem Fall haben wir es mit einem depressiven oder dauerhaft frustrierten Menschen zu tun, in dessen Magen sich eine Gewebsveränderung bildet.
Versteckt jemand Wut in den Muskeln, spannen diese übermäßig an, verhärten sich und schmerzen. Sehr häufig tritt dies bei Menschen auf, die in ihrer Gewohnheit mit Tun, mit Aktionismus über ihre Traurigkeit hinweggehen, die sich also ständig zusammenreißen. Das bringt Wut in die Muskulatur und macht die Traurigkeit unkenntlich. Sind es die Kiefermuskeln, knirscht der Mensch nachts wahrscheinlich mit den Zähnen. Diese nutzen ab – dabei wären sie selbst mit der Wut in Resonanz und bräuchten diese für ihr Härte! Das häufig auftretende Symptom des Zähneknirschens zeigt uns deutlich, welche Wirkung es hat, wenn sich die Wut durch das Wegdrücken nach innen wendet.
Wut im Nervensystem lässt nach einiger Zeit die Sicherungen durchbrennen. Wut und Angst sind die beiden Gefühlsenergien mit der höchsten Frequenz und der massivsten Kraft. Ihre Mischung ergibt Hysterie. Es ist leicht, sich vorzustellen, was Nerven und Sinneszellen tun, die hysterisch werden, und wie sich dies insbesondere auf die psychische Gesundheit auswirkt.
Die Mischung aus Wut und Angst, geparkt in der Muskulatur, verursacht dort Verhärtung und Verkrampfung. Die Weichheit und der Fluss, den die Traurigkeit sonst mit sich bringt, fehlen dort. Bisweilen sitzt die Traurigkeit auch eingekapselt in Muskeln oder Faszien und warten darauf, endlich befreit zu werden – was bei einer guten Massage für Momente tatsächlich geschehen kann, wenn der physische Schmerz den Tränen den Weg bereitet. Womöglich erweicht die Traurigkeit allerdings währenddessen eher das Nervensystem, das den Menschen auf eine Art abwesend und unbelebt sein lässt. Im Muskel hingegen herrscht ein dauerhafter Übertonus, der sich im Oberkörper zum Beispiel in chronisch hochgezogenen oder fixierten Schultern zeigt.
Verdrängt die Wut die Angst aus dem Nervensystem, verliert es an Lebendigkeit. Rigidität und Starre ziehen ein, die feinen hocherregbaren Strukturen verhärten. Diese Konstellation ist ein Nährboden für Krankheiten wie Multiple Sklerose und Morbus Parkinson.
Angst, die in den Knochen aufbewahrt wird, schwächt deren Struktur. Sie hat eine geradezu korrodierende Wirkung auf die Knochensubstanz. Ähnliches gilt für Traurigkeit in den Knochen, welche die Knochen aufweicht. Noch stärker ist die Wirkung, wenn Angst und Traurigkeit in vermischter Form in die Knochen geschoben werden, während die Wut statt in die Knochen in weiche Gewebe oder/und ins Nervensystem gesteckt wird. Bildlich gesprochen könnten wir sagen, hier handelt es sich um „verzweifelte Knochen“. Das sind die besten Bedingungen zur Entwicklung von Osteoporose.
Manche Menschen unterdrücken ihre Wut durch gemachte oder überzogene Freude bzw. mischen beide Emotionen und verschieben sie. Ein Symptom, das bei dieser Konstellation vorkommt und vielen bekannt sein dürfte, ist ein Lachen, das unter großem Druck steht, herausplatzt und oftmals unverhältnismäßig oder unpassend ist. Die Mischung, eine Form von Schadenfreude, kann das Zwerchfell blockieren, was sich auf Atmung, Herz und Verdauung auswirkt. Im Selbstbild dieser Menschen kommt Wut nicht vor. Werden sie auf die Wut angesprochen, ist häufig ein „Ich bin doch nicht wütend!!!“ zu hören – mit lauter Stimme, starker Geste, einem Blitzen in den Augen und mindestens drei Ausrufezeichen, die einem klar zu verstehen geben, wie unerwünscht weiteres Nachfragen ist.
Fallbeispiel Heiserkeit
Bettina* liebt ihren Beruf, übt ihn also mit Freude aus. Sie ist Gymnasiallehrerin, vor allem in der Mittelstufe, wo sie es mit pubertierenden Jugendlichen zu tun hat. Lange litt sie unter wiederkehrender Heiserkeit, deretwegen sie immer wieder krankgeschrieben war. Was sie sich damals nicht eingestehen konnte, war, welche Angst sie eigentlich vor den Jugendlichen mit ihren bisweilen provokativen Kommentaren und der daraus entstehenden Gruppendynamik hatte. Ihre Strategie war, mit Wut über die Angst hinwegzugehen, sich stimmlich in den Klassen durchzusetzen und gefährlichen Situationen durch eigene Schnelligkeit zuvorzukommen. Das gelang ihr recht gut, bis die chronische Heiserkeit sie ausbremste. Sie hatte eine Mischung aus Freude, Wut und Angst in die Muskulatur ihres Halses und insbesondere in die Stimmbänder gepackt. Als sie mithilfe von Feelings Practitioner Sitzungen lernte, ihre Emotionen zu identifizieren, auszudrücken und getrennt in ihre Resonanzgewebe zu navigieren, wurde ihre Gesundheit stabiler. Sie trainierte daraufhin weiter. Heute ist ihr Unterrichten viel authentischer, was bei den Jugendlichen prima ankommt. Es gelingt ihr, die jungen Menschen mit weniger Energieaufwand wirklich zu erreichen und für ihr Fach zu begeistern. Die Wut ist nun ihre Verbündete beim Raumhalten für sich selbst und für die Klasse. Die im Nervensystem freier fließende Angst macht sie wach und präsent für kreative Lösungen im Moment. Sie muss nicht wie früher versuchen, die Situation zu kontrollieren. Die neue Gelassenheit erhöht ihre Freude, was sich wiederum positiv auf die Schülerinnen und Schüler auswirkt. Wir könnten sagen, die Heiserkeit habe ihr geholfen, zu der Lehrerin zu werden, die sie immer hatte sein wollen.
Fallbeispiel Osteoporose
Marianne* war um die 70, als sie wegen der Diagnose Polyneuropathie mit Schwäche in den Beinen und Unsicherheit beim Gehen nach alternativer Unterstützung suchte. Eher beiläufig erwähnte sie, dass ihr wegen Osteoporose Medikamente verschrieben worden waren, die sie aber wegen der beschriebenen Nebenwirkungen nicht einnahm. Sowohl in Feelings Practitioner Einzelsitzungen als auch in Gruppentrainings setzte sie sich eingehend mit ihrer davor unbewussten Wut auseinander. Sie lernte und übt bis heute, die Wut aus dem Nervensystem in die Knochen zu leiten und stattdessen die Angst frei im Nervensystem fließen zu lassen. Wenn sie das tut, kann sie stabiler stehen und sich sicherer und flüssiger fortbewegen. Nach einer routinemäßigen Messung ihrer Knochendichte gratulierte ihr der behandelnde Arzt, da sich die Werte drastisch verbessert hatten. Er wollte außerdem wissen, welche Maßnahmen sie zusätzlich unternommen hätte. Denn das verschriebene Medikament hatte seiner bisherigen Erfahrung nach bei noch niemandem eine solche Steigerung der Knochendichte verursacht. Sie wagte es nicht, ihm die Wahrheit zu sagen. Doch widmet sie sich seither mit noch größerer Begeisterung ihrer Kriegerinnen-Kraft.
Geschrieben von Dagmar Thürnagel
Einstieg in die Feelings Practitioner Arbeit
Unserer Erfahrung nach wirkt sich bewusste verantwortliche Wut-Arbeit nicht nur bei Osteoporose wunderbar aus. Mehr noch, Auseinandersetzung und Training mit der Wut stehen in der Gefühlsarbeit meist am Anfang und sind zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte von grundlegender Bedeutung.
Jeder Mensch benötigt Wut-Kraft, damit der Raum auch sicher für Traurigkeit, Angst und echte Freude wird. Wie schon beschrieben: Wut zentriert, setzt Grenzen, trifft Entscheidungen und sagt klar Ja oder Nein. Um gemischte Emotionen zu trennen und getrennt zu navigieren, ist das „Schwert der Klarheit“ von Kriegerin oder Krieger vonnöten. Es braucht klare Absichten, um langjährige Gewohnheiten außer Kraft zu setzen, und neue Pfade konsequent zu beschreiten.
Wenn du daher spürst, dass die Perspektiven, die diese Arbeit dir eröffnet, attraktiv für dich sind – dann halte Ausschau, wo in deiner Nähe Peaceful Warrior Trainings, Erfahrungsräume für Wut oder Rage Clubs angeboten werden.
In der Regel zweimal wöchentlich wird die Feelings Practitioner Online Klinik angeboten. Jeweils in der ersten Woche des Monats illustrieren die Raumhalter den Kontext näher. Als Interessierte/r, auch ohne jegliche Vorerfahrung, bist du dort willkommen! Über unsere Webseite kannst du dich anmelden und den Link erhalten.
Erfahrene Feelings Practitioner stehen für Einzelbegleitung zur Verfügung. Du findest sie – genauso wie Informationen zu unseren mehrtägigen Trainings - ebenfalls auf unserer Webseite.
*Die Namen der Klientinnen wurden zum Schutz ihrer Privatsphäre geändert.
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